SAP gehört weltweit zu den fünf umsatzstärksten Softwareunternehmen und trotzdem fragen sich viele Studierende „Was steckt hinter den drei blauen Buchstaben und warum lese ich sie so häufig in Stellenausschreibungen? Dieser Frage wollen wir mithilfe einer Blogbeitragsreihe auf den Grund gehen. In diesem zweiten Blogbeitrag werfen wir einen näheren Blick auf ein SAP-Modul. In diesem Fall PP. Falls du den ersten Blogbeitrag verpasst hast, kannst du ihn hier nachlesen.

Im Wesentlichen lassen sich Unternehmen in zwei Kategorien unterteilen: Zum einen in Dienstleistungs- und zum anderen in Produktionsbetriebe. Letztere haben besondere Ansprüche an die systemgesteuerte Abbildung ihrer Fertigungsprozesse, sowie deren Planung und Umsetzung.

Das SAP-Modul PP (Production Planning) setzt genau an diesem Punkt an. Produktionsanlagen laufen heutzutage 24 Stunden und 7 Tage die Woche. Gleichzeitig muss eine stetige Optimierung, Wartung und Qualitätskontrolle gewährleistet bleiben. Hinzu kommt, dass Unternehmen immer stärker auf das sogenannte „Lean-Prinzip“ setzen. Das bedeutet eine konsequente Verschlankung der Produktion: Kurze Durchlaufzeiten, eine hohe Termintreue, eine gleichmäßige Auslastung der Kapazitäten und eine geringe Kapitalbindung.

An dem nachfolgenden Beispiel erklären wir, wie SAP das Ziel einer geringen Kapitalbindung mithilfe der sogenannten „Kanban Methode“ realisiert.

Beginnen wir ganz am Anfang. Gebundenes Kapital sind alle Investitionen, die an einen bestimmten Zweck gebunden sind. Das investierte Geld befindet sich zwar weiterhin innerhalb des Unternehmenskreislaufes, allerdings ist es nicht mehr sofort einsetzbar. In der Buchhaltung spricht man daher auch von Anlage- und Umlaufvermögen. Dazu gehören zum Beispiel die Schreibtische der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Produktionsmaschinen aber auch Materialien, wie beispielsweise Schrauben.

Die zuvor erwähnte Kanban-Methode beschäftigt sich mit der Steuerung des Materialflusses innerhalb von Produktionsanlagen. Das Wort „Kan Ban“ stammt aus dem japanischen und bedeutet so viel wie Karte, Etikett oder Schild. Die Idee hinter dieser Methode ist, Bündel von Materialien (z.B. eine Kiste mit Schrauben) mit Informationen auszustatten – ­die sogenannte Kanban-Karte. Angenommen innerhalb des Produktionsprozesses befüllt ein Mitarbeiter eine Maschine mit Schrauben. Dafür entnimmt der Mitarbeiter eine neue Kiste aus dem Regal, schickt die angeheftete Kanban Karte zurück an das Materiallager und der Verbrauch der Schrauben wird dort registriert.

Diese Methode kann mithilfe von SAP genutzt werden, um die Kapitalbindung durch Materialen zu verringern. Dazu wird die Kanban Methode in einem ersten Schritt digitalisiert und in einem zweiten Schritt mit SAP verknüpft. Mit der Entnahme des Materialbündels wird die Kanban-Karte automatisch gescannt und SAP berechnet auf Grundlage der echtzeitbasierten Daten den aktuellen Lagerbestand, den Materialverbrauch und die Verbrauchsprognose für die kommende Produktionssequenz. Das System aktualisiert seine Berechnung stetig, während der laufenden Produktion, 24 Stunden und 7 Tage die Woche. Diese Daten sind insbesondere für die Materialbestellungen relevant. Denn auf der einen Seite darf die Produktion, aufgrund von Materialengpassen niemals stillstehen. Auf der anderen Seite ist Lagerplatz begrenzt und teuer. SAP berechnet mithilfe der gesammelten Daten das Optimum zwischen den beiden Zielen und bestellt vollautomatisiert die entsprechenden Materialmengen zum optimalen Zeitpunkt.

Du möchtest mehr zum Thema SAP erfahren? Kein Problem! Im nächsten Blogbeitrag stellen wir ein anderes Modul mit seinen speziellen Aufgabenbereichen vor.